Sonntag, 4. Dezember 2011

Ihr Vater


In den nächsten paar Kapiteln spricht Ruth Klüger meistens von ihrem Vater. Er wurde 1940 verhaftet, weil er bei einigen Frauen eine Abtreibung vollzogen hatte. Dies war nicht erlaubt also wurde er von der SS in Gefängnis gebracht. Die Mutter konnte sich allerdings einen guten Anwalt besorgen, so konnte der Vater zuerst wieder nach Hause musste aber danach fliehen. Zuhause war er sehr gereizt und schlug sogar auf die drängende Ruth ein.  Das war der letzte Eindruck, den sie von ihrem Vater hatte, bevor dieser nach Italien floh. Sie schriebt, dass sie am liebsten mitgegangen wäre. Man erfährt ausserdem, dass er von Italien dann nach Frankreich geflüchtet war. Diese lieferten ihn aber den Deutsche aus und er wurde 1944 nach Auschwitz gebracht und dort vergast. Beim Lesen wurde mir immer klarer, wie sehr sie ihren Vater geschätzt und trotzdem gefürchtet hatte.  Sie hat sogar ein Gedicht über ihn verfasst.  Allerdings erst, als sie bereits in Kalifornien wohnte. Es war wohl ihre Art, an ihn zu denken. Das Gedicht selber mochte sie wegen dem wechselnden Refrain und nicht unbedingt wegen der Aussage. Ich werde hier nicht das ganze Gedicht zeigen, sondern einfach 2-3 Verse, die ich am schönsten gefunden habe: 

Gestern abend stöbert' ich durch alte Bilder,
Und da fand ich eins von dir als junger Mann.
So wie ich dich kannte, nur ein wenig wilder,
Sahst du mich vergnügt und höflich an.
   Wind weht vom Stillen Ozean.

Heute morgen hatt' ich noch kein Brot gebrochen,
Und ich starrte in mein Wasserglas.
Hab als kleines Mädchen dir was versprochen,
Und kann mich nicht besinnen, was.
   Auf Küstenhügeln wächst salzig-braunes Gras

Dunkel wird's am Ende eines Spieles,
Dessen Pfand und Regeln ich vergass.
Ohne dich und schluchzend stolpr' ich ziellos
Über Strassen voll zerbrochenem Glas
   Auf den Küstenhügeln wächst salzig-braunes Gras

Ich finde das Gedicht sehr schön, weil es ihre Gefühle zu ihrem Vater wiederspiegelt und weil es wunderschön geschrieben ist.

In diesem Kapiteln erfuhr ich auch, wo die Familie Klüger bei Kriegsbeginn gewohnt hatte. Sie wohnten in einem Haus, dass vorher den Grosseltern gehört hatte und teilten die Wohnung mit der Tante und  Onkel der Mutter. Die war im 13. Bezirk genannt Hietzing in Wien.  Wo genau sich das Haus befand, erwähnt sie aber nicht. Hietzing befindet sich ganz aussen der Stadt Wien.

 

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