Sonntag, 15. Januar 2012

2. Auschwitz

Den Juden in den KZ's blieb nichts anderes übrig, als auf einen guten Ausgang dieser schlimmen Sache zu hoffen. Hoffnung war sogar eine Art Pflicht und es wurden sogar Lieder gesungen. Das eine heisst "Hatikvah", was Hoffnung bedeutet und heute die Nationalhymne von Israel ist. Doch schrieb Tadeusz Borowski in seinem Buch, dass es gerade die Hoffnung gewesen sei, die die Menschen widerstandslos in die Gaskammer gehen liess, der Grund, wieso es keine Aufstände gab und die Menschen feige machte.  Es sei die Angst, die Mut heraufbeschwört. Vielleicht hat er damit Recht. Die Juden haben sich wirklich nur auf die Hoffnung verlassen. Ruth Klüger schriebt aber auch, dass ihnen gar nichts anderes übrig blieb, wenn man einigermassen durch den Tag kommen wollte.

Im Sommer 1944 wurde in einem Güterwaggon zusammen mit rund 60 anderen Menschen von Theresienstadt nach Auschwitz verfrachtet. Sie fühlte sich wie in einer Sardinenbüchse, es war extrem eng und es roch nach Urin und Schweiss. Es gab nur ein kleines Fenster und die Luft wurde immer schlechter und schlechter. Die Panik war sehr gross und einige drehten fast durch. Ich glaube wir können uns diese Situation gar nicht klar vorstellen. Das ist einfach so unmenschlich und brutal. Dass man mit Menschen so umgegangen ist, ist für mich jedenfalls völlig unbegreiflich. Sogar die Tiere wurden besser behandelt.

Buchenwald und Birkenau, das waren die beiden Lager bei Auschwitz, die selber wieder aus weiteren kleinen Lagern bestanden. Birkenau war das Vernichtungslager und es gab eine extra Baracke für diejenigen, die von Theresienstadt hier hergebracht worden sind. Schnell musste Ruth Klüger das Zahlensystem der Lager lernen. Diejenigen die am längsten im Lager waren, waren "wertvoller" und sahen ebenfalls auf sie herab, auch etwas wütend, dass sie erst jetzt hierher gebracht wurden und vorher in Theresienstadt gewesen waren, was als harmlos galt im Vergleich zu Auschwitz. Klüger wurde die Nummer A3537 auf den Arm tätowiert. Das A steht dabei nicht für Auschwitz, wie viele vermuten, sondern zeugt von einer hohen Nummer.
Auschitztorbogen "Arbeit macht frei". Aufgrund dieser Sprichwörter kann Ruth Klüger keine deutschen Sprichwörter mehr hören. Sie erinnern sie zu sehr an diese Torbögen in Auschwitz.

Ich finde es sehr schlimm, dass ein Kind solche Erfahrungen machen musste. Und so wie ihr ging es ja unzähligen Kindern. In den jungen Kindesjahren beginnt man ja erst, die Welt etwas kennenzulernen und so wird ihnen einfach schon von Anfang an vermittelt, dass sie nur Dreck seien. Solche Eindrücke bleiben ein Leben lang.

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