Sonntag, 15. Januar 2012

Rettung


Ruth Klüger spricht zuerst von einigen Erinnerungsfetzen, die sie an dieses Lager noch hatte. Da war etwas ihre Bekannte, die Liesel hiess und die sie immer übertrumpfen wollte. Sie erzählte Ruth alles über den Verbleib der Leichen im Lager und die Respektlosigkeit, mit der sie behandelt wurden. Auch Gespräche zwischen Häftlingen blieben ihr sehr. 
Diese Lager war sicherlich nicht spannend und gut für ein Kind. Den ganzen Tag mussten sie nur Apell stehen, zum Spielen keine Zeit. Trost fanden alle in Gedichten schreiben, oder die Verse aus dem Gedächtnis rufen. Ruth Klüger hat dort selbst einige Verse verfasst die sie allerdings alle erst später aufschreiben konnte, sie hatte schliesslich kein Papier. Ihre Gedichte handeln alles vom Tod, von der Verzweiflung und von der Angst von dem Kamin, der seinen Rauch in den Himmel bläst und er ihrer allen Tod sein würde. Den Kamin von Auschwitz.

Im Juni kam dann ihre Rettung. Es wurden Leute für den Aussentransport benötigt. Allerdings dürfen da nicht alle teilnehmen. Es gab also immer mal wieder Selektionen, wo die Judenfrauen nackt vor den SS-Männern Schlange standen und ihr Alter angaben. Der Aussentransport bedeutete das Entkommen aus Auschwitz und die Rettung lag allein in der Hand der SS-Männer. Ruth Klüger stand ebenfalls in der Schlange, obwohl sie viel zu jung war. Sie gab ihr Alter an und wurde zurückgewiesen. Ihre Mutter wurde allerdings angenommen. Sie bat Ruth, nochmals zurück zu gehen und es erneut zu versuchen. Diesmal soll sie statt zwölf, fünfzehn als ihr Alter angeben. Im richtigen Moment stahl sie sich zurück in die Schlange. Sie hatte aber Bedenken, dass sie damit durchkommen würde, denn sie sah nicht wie 15 aus also sagte sie der Frau, die die Nummern aufschrieb, sie sei dreizehn. Die Frau riet ihr aber, sich als fünfzehn auszugeben und als Ruth das tat, wurde sie knapp aufgenommen. Sie muss wohl einer der Jüngsten Juden sein, die aus Auschwitz entkommen war. Einige Tage später wurden sie dann weggeschafft. Später erfuhr sie, dass einen Monat später, die anderen vergast worden waren. Sie konnte knapp entkommen.

Ich finde es sehr eindrücklich, dass die Rettung so vom Zufall überlassen war. So unwillkürlich. Man konnte nichts machen, einfach mal auf die Chance hoffen. Ruth Klüger hatte grossen Glück, wie sie auch selber sagt. Liesel ist vergast worden, weil sie bei ihrem Vater bleiben wollte.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen