Montag, 30. Januar 2012

2. Bayern

Nach dem die Amerikaner Deutschland eingenommen hatten, bekam die Familie Klüger ein Haus zum Wohnen angewiesen. Angeblich soll dort vorher ein Nazi drin gewohnt haben, aber es gab auch Menschen, die nochmals umziehen mussten, weil sich die Amis geirrt hatten. Ruth Klüger ging es so gut wie schon lange nicht mehr. Sie hatten eine Wohnung, genügend zu essen, es war warm, Radfahren konnte sie auch und sie fand endlich die Zeit, ihre Gedichte vom KZ aufs Papier zu bringen. Es ist erstaunlich, dass sie sich diese von ihr verfassten Zeilen so im Gedächtnis behalten konnte. Die Zeitungen waren zwar immer noch selten, aber immerhin konnte man an welche heran kommen. Ruth Klüger schickte ihre Gedichte der Presse und erwartete schon fast, dass sie nicht gedruckt werden. Doch dann werden sie in einem Masse gedruckt, dass sie sich wünschte, sie nicht geschickt zu haben. Sie legten ihre Verse aus, als hätte sie ein kleines Mädchen, dass keine Ahnung hatte, geschrieben mit dem einzigen Ziel, die Deutschen fertig zu machen.  Sie nach Privatunterricht zu Hause, weil sie unbedingt ihre Abitur machen wollte, mit fünfzehn Jahren. Aber die Lehrer dort wollten eine Frau wie sie nicht zulassen. Schliesslich gelang es Ruth Klüger aber zugelassen zu werden und schaffte glatt ihre Abitur.

Wegen dem neuen Job der Mutter, zogen sie nach Regensburg. Ditha hatte sie inzwischen verlassen und schrieb Briefe vom anderen Kontinent aus. Sie war in St. Louis und lernte Krankenschwester. Dort in Regensburg studierte Ruth Logik und Erkenntnistheorie. Sie verstand allerdings nicht allzu viel davon und sass meistens zusammen mit ihrem neuen Freund Christopher einfach nur im Hörsaal und redete. Er war meistens anderer Meinung als sie. Sie hat heute immer noch  Kontakt mit ihm und seiner Frau.

Ruth musste aufpassen, dass ihr nicht hin und wieder jiddische Wörter herausrutschten. Die Judenbekämpfung war zwar vorüber, aber es war trotzdem nicht gern gesehen. Den Deutschen kam es vor, als würden sich die Juden selber zum Opfer machen und ihnen Schuldgefühle eintrichtern wollen. Erstaunt haben mich die vielen Wörter die heute in der deutschen Sprache Gang und Gänge sind, aber eigentlich aus dem jiddischen Stammen, so wie "Ganef", was "Ganove" bedeutet.
Nicht nur aus diesen Gründen wollte Ruth Klüger das Land verlassen und nach Palästina gehen, doch ihre Mutter entschied anders. Sie verbrachten also zwei Wochen auf einem Schiff, dass sie nach Amerika brachte . Fast zwei Jahre hatten sie in Deutschland gelebt.   

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