Mittwoch, 11. Januar 2012

1. Theresienstadt

Ruth Klüger erwähnt nicht, wie sie und ihre Mutter in dieses Konzentrationslager gekommen sind. Tatsache ist nur, dass sie dort hingebracht wurden. Theresienstadt war, wie der Name schon sagt, einfach eine grosse Stadt, in der nur Juden lebten. Sie befand sich im Norden des heutigen Tschechien und wird von Ruth Klüger als "Ghetto" bezeichnet. Es herrschte extremen Platzmangel und Hunger war ein Dauerzustand. Und doch sagt Ruth Klüger, das es für sie damals fast besser war als in Wien, wo sie von allen ausgegrenzt und schief angesehen wurde. Hier in dieser Stadt lebten nur Leute, mit dem selben Schicksal wie sie und sie konnte sich so etwas freier fühlen.

Ruth musste dort von ihrer Mutter getrennt in einer Art Kinderheim leben, die von den dort lebenden Juden eingeführt wurden. So konnten die Kinder mit Kindern selben Alters zusammen spielen und eine bessere Zeit haben, als wenn sie bei den älteren leben mussten. Die Kinder hielten zusammen und stahlen auch nie voneinander. Das wenige Essen, das sie hatten teilten sie auch. Sie fühlten sich wie eine grosse Strassenbande. Von den Konzentrationslagern heisst es immer, der Egoismus sei gross gewesen, und jeder sorgte für sein eigenes überleben, doch so war es nicht. Aber das Leid war sehr gross. Nebst dem ständigen Hunger und dem Schmutz gab es natürlich allerlei Krankheiten und Durchfall. Jeden Tag gab es neue Tote, darunter auch ihre Grossmutter, die von all ihren Söhnen verlassen worden war.

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